1. Schwerpunkt demokratiepädagogische Erziehung
• Sozial-emotionales Lernen
Wie kann sozial-emotionales Lernen den Schüler*innen helfen, mit aktuellen Ereignissen wie der Corona-Pandemie und Terroranschlägen umzugehen und die Prävention von Radikalismus zu unterstützen, um eine aktive und informierte Bürgerschaft zu erlangen?
Unsere Gedanken:
Die Basis ist Vertrauen. Vertrauen in eine sichere Umgebung, Schaffung einer liebevollen und wertschätzenden Atmosphäre, eine Miteinander des gegenseitigen Unterstützens und füreinander Dasein.
In Zeiten von großen Unsicherheiten wie wir sie aktuell erleben, wird es unserer Meinung nach immer wichtiger sich auf diese grundlegenden Elemente zu besinnen, vor allem, weil viele unserer Schülerinnen, diese Sicherheit zu Hause nicht erleben. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Zum einen fehlt es vielleicht einfach an Zeit, weil Familien überfordert sind, es gibt Sorgen um den Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit, Sorgen um Gesundheit, Angst wie es weiter gehen soll. Da ist es schwierig für Stabilität zu sorgen.
Wir glauben nicht, dass wir das alles in der Schule kompensieren können – aber wir können es zumindest versuchen.
Einerseits ist es unsere Aufgabe sie mit sachlichen, kind- und altergerechten Informationen zu versorgen. Viel wichtiger ist es aber, ein offenes Ohr und offene Augen zu haben, um Sorgen und Ängste rechtzeitig zu erkennen – und wenn nötig entsprechende Unterstützungsmaßnahmen einzuleiten.
Was kann aber im Unterricht getan werden, um die Kinder in ihrer Entwicklung zu selbstbewussten und starken Individuen zu erziehen?
Lustbetonte Übungen, spielerisches Kennenlernen von sich selbst und den anderen, Kennenlernen der eigenen (Körper-)Grenzen, Fokussieren der Sinne, spielerische Aufmerksamkeitsübungen können hier regelmäßig in den Unterricht integriert werden. Auch das Kinderyoga kann hier die Möglichkeit bieten, durch Übung und Erfahrung die eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen. Dabei erleben die Kinder, dass Achtsamkeit und Ruhe Fähigkeiten sind, die bewusst erlernt werden können. Wenn ein Kind achtsam sein kann, fällt es ihm auch leichter, sich andere Fähigkeiten anzueignen.
Der Wechsel von Bewegung und Ruhe wirkt ausgleichend. Dadurch kann Stress abgebaut und Konzentration und Aufmerksamkeit können gesteigert werden, was sich wiederum positiv auf die Kognition und das Lernen auswirkt.
• Demokratische Grundlagen in der Lehrer*innenausbildung
Unterrichtsprinzipien und bildungsbezogene Ziele gehen über die inhaltlichen und methodisch-didaktischen Anforderungen eines Unterrichtsfaches hinaus. Sie haben wesentliche gesellschaftliche Einzelziele im Blick.
Demokratieerziehung, Demokratiepädagogik und Demokratielernen liegen in Österreich im Bereich der Unterrichtsprinzipien der Politischen Bildung in allen Schulen, auf allen Stufen als Querschnittsmaterie und sind als solche verpflichtend in die Unterrichtsfächer zu integrieren.
Politische Bildung und Demokratiepädagogik sind daher in den Lehrplänen für die Lehrerausbildung sowohl als Querschnittsmaterie als auch als eigenständige Fächer verankert. Ein Beispiel:
- Politische Bildung (Bachelorstudium für das Lehramt Primarstufe, 1,6 ECTS-AP; 1 SWS)
- Demokratisches Lernen (Bachelorstudium für das Lehramt Primarstufe, 1 ECTS-AP; 0,6 SWS)
- Politische Bildung in der Unterrichtspraxis
Im Hinblick auf die Pädagogik der Demokratie führt die Pädagogische Hochschule die Projekte Nightingale und FREI.Spiel durch, die sich mit der Umsetzung von praxisorientiertem Unterricht beschäftigen.
Elisabeth Leskowa, Praxisbegleiterin der Schulpraktische Studien und Begleiterin des Projektes Nightingale, erläutert hier diesen Schwerpunkt:
Projekt Nightingale-ein Mentoring Modell in der Praxisschule
“The nightingale is a bird that sings beautifully when it´s okay…”
Der Name der Nachtigall wird im Zusammenhang mit dem Projekt Nightingale als Synonym für Wohlbefinden und gegenseitige Wertschätzung verstanden. In diesem Sinne soll es dem Kind – gleich der Nachtigall – gut gehen, damit es sich in der Gesellschaft, in der es lebt, frei, selbstbestimmt und verantwortungsvoll entwickeln kann.
Bereits vor zwanzig Jahren startete die Universität Malmö dieses Projekt, dessen internationale Vernetzung – so auch in Österreich – in den weiteren Jahren folgte.
Konkret werden in Wien zwei Projektformen des Mentorings angeboten:
- Nightingale Inklusiv: für Kinder mit besonderen Bedürfnissen
- Nightingale Vienna: für Kinder unterschiedlicher Migrationsbiografien
Seit dem Jahr 2015 ist das Projekt Nightingale in die Lehrer*innenausbildung der Pädagogischen Hochschule Wien mit ihren Praxisschulen und in Zusammenarbeit mit den Kinderfreunden Österreichs eingebunden. Im Rahmen der Schulpraktischen Studien können Studierende des 3. und 4. Semesters das Mentoring Projekt Nightingale belegen. Die Studierenden werden in diesem Projekt kontinuierlich von Praxisberater/*nnen begleitet.
Zu Beginn des Projekts begegnet ein/e Studierende/r jeweils einem Kind zwischen sechs und zwölf Jahren und dessen Eltern – in einem Kennerlernworkshop – und trifft dieses Kind – über einen Zeitraum von zwei Semestern hindurch – einmal in der Woche zu verschiedenen Freizeitaktivitäten. Dazu gehören u.a. „Grätzlrallyes“, Sport- und Museumsbesuche, gemeinsames Kochen und Spielen oder einfach „nur“ ungezwungenes Reden. Diese Aktivitäten werden von dem/der Student/in und dem Kind gemeinsam geplant, durchgeführt und reflektiert. Dabei lernt das Kind u.a. Entscheidungen zu treffen. Die/der Studierende lernt auf die individuellen Anliegen des Kindes zu hören und es entsprechend einfühlsam zu begleiten, was wiederum eine sowohl emotionale als auch fachliche Bereicherung für die weitere berufliche Entwicklung als Lehrer*in bedeutet. In diesen Prozess eingebunden sind – je nach Alter und Bedürfnissen der Kinder – ihre Eltern/Erziehungsberechtigten und bei Bedarf auch ihre Lehrer*innen der betreffenden Kinder.
Durch die Regelmäßigkeit und Strukturiertheit der jeweiligen Treffen gelingt allen Beteiligten ein gemeinsames Entwickeln und Lernen von Beziehungsaufbau sowie ein gegenseitiges Verstehen ihrer individuellen Persönlichkeiten und ihrer unterschiedlichen soziokulturell gesellschaftlichen Werte.
Die Anthropologin Margaret Mead äußert sich zu Nightingale Mentoring Network: “Never doubt that a small group of thoughtful committed citizens can change the world. Indeed, it is the only thing that ever has.” Diesem Gedanken folgend bietet das Mentoring die Möglichkeit, sich mit anderen zu verbinden, persönliche Haltungen zu erweitern und dadurch im besten Sinn die Welt zu verändern.
• Verbraucher*innenrechte und Verantwortlichkeiten
Wenn es eine Kennzeichnung für eine Produkteigenschaft gar nicht gibt, ein Unternehmen die Rechte der Verbraucher*innen/Konsumenten*innen nicht beachtet oder Werbung nicht als solche erkennbar ist, dann wird es Zeit, dass sich daran was ändert.
Consumer Citizenship aktiv leben bedeutet die aktive Teilhabe an der Gesellschaft durch Wahrnehmung der Rechte und Verantwortlichkeiten von Verbraucher*innen. Dabei handelt es sich um einen essenziellen Teil der demokratiepolitischen Bildung.
Wir wollen unseren Schülerinnen und Schülern vermitteln, dass sie als Konsumenten*innen die Notwendigkeit einer aktiven Teilnahme am Markt erkennen. Sie sollen erfahren, welche Kommunikationsstrategien als mündiger Bürger benutzt werden können. Ebenso wollen wir im Rahmen dieses LabSchool-Projektes aufzeigen, welche ökonomischen, ökologischen und sozial verträglichen Möglichkeiten des Einkaufs im persönlichen Umfeld der Schülerinnen und Schüler vorhanden sind.
Anhand eines fächerübergreifenden projektorientierten Unterrichts in den Pflichtgegenständen Ernährung und Haushalt, Geographie und Wirtschaftskunde, Mathematik sowie Physik/Chemie sollen Produkte und Dienstleistungen für den eigenen Haushalt richtig beurteilt werden können. Weiters soll untersucht werden, welche Informationsquellen dem mündigen Konsumenten im Zuge seiner Kaufentscheidungen seitens des Marktes zur Verfügung gestellt werden.
2. Schwerpunkt praktizierte Kooperation von Praxisschule und Hochschule
• Didaktik live
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