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Partizipation


Wir formulieren unsere Klassenregeln positiv

Partizipation beschreibt wohl eines der bedeutendsten Prinzipien der Demokratie.

Schülerinnen und Schüler übernehmen durch das Miteinbeziehen an der Gestaltung der schulischen Lebenswelt aktiv Verantwortung im Sinne einer bürgerschaftlichen Beteiligung. Sie werden bei Entscheidungen des sozialen Zusammenlebens, des Umgangs und der Kommunikation miteinander, sowie an der Planung verschiedener Lerninhalte aktiv mit einbezogen. Partizipation entsteht allerdings nicht automatisch. Partizipation beschreibt eine komplexe Handlungskompetenz, die „gelernt werden muss, um gelebt werden zu können und die „gelebt werden muss, um gelernt werden zu können“. Unsere Aufgabe als Pädagog*innen ist es, Rahmenbedingungen und entsprechende entgegenkommenden Verhältnisse zu schaffen, die Partizipation ermöglichen oder begünstigen. (Vgl. Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V.: ABC der Demokratiepädagogik, S. 15)

Ein schulisches Szenario, das sich in diesem Kontext jährlich aufs Neue anbietet, ist das gemeinsame Formulieren von Klassenregeln zu Beginn jedes Schuljahres.
Wenn es um das Ausformulieren von Klassenregeln geht, haben die Schülerinnen und Schüler meist genaue Vorstellungen, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. Erfahrungsgemäß fällt es Kindern als auch Erwachsenen sehr viel leichter zu bestimmen, welche Umgangsformen nicht erwünscht sind, anstatt das angestrebte Verhalten in Worte zu fassen.
Das Einbeziehen der Schülerinnen und Schüler in die Organisation der Klassenregeln, sowie das aktive Mitbestimmen und Ausformulieren dieser ist ein wichtiger Eckpfeiler einer harmonischen Klassengemeinschaft.

Beim Vereinbaren gemeinsamer Regeln sollten folgende wichtige Punkte berücksichtigt werden:

  • Weniger ist mehr! Klassenregeln sollten möglichst prägnant und verständlich formuliert sein und kurz gehalten werden. Je übersichtlicher der Regelkatalog ausfällt, desto einprägsamer ist er.
  • Formulierungen mit Ich- oder Wir-Bezug sind verbindlicher als unpersönliche 3. Personformulierungen.
  • Sichtbares und konkretes Verhalten sollen in Worte gefasst werden!
  • Positive Formulierungen! Werden Regeln als Gebote anstatt als Verbote formuliert, werden sie von den Kindern eher als fair empfunden. Dadurch erhöht sich auch die persönliche Verbundenheit und die Bereitschaft zur Einhaltung.

(Vgl. Lohmann 2011, S. 129)

Mögliches Unterrichtsszenario

Wir starten mit den Kindern das Gespräch mit folgenden Fragen:

  • Was ist uns in unserer Klassengemeinschaft wichtig?
  • Wie können wir mit unserem Verhalten zu einem gelungenen Miteinander beitragen?
  • Wie sollen wir uns verhalten, damit sich alle wohl fühlen und lernen können?

Erfahrungsgemäß nennen hier Kinder in erster Linie Verbote. Die Lehrperson hat hier die entscheidende Aufgabe, entsprechende Hilfestellungen zu geben und die Ideen der Kinder in eine Richtung zu lenken, die es ihnen ermöglicht die Verbote in Gebote umzuwandeln. Es sollen nur Sätze gefunden werden, die kein „NICHT“, „KEIN“ oder ähnliche negative Formulierungen beinhalten. Stattdessen soll der Fokus darauf gerichtet sein, welches konkrete Verhalten das unerwünschte Verhalten ersetzen soll.

Finden von Kategorien und Zuordnen der Regeln

Es wird versucht die ausformulierten Regeln einzelnen „Teilbereichen“ des Schulalltags zuzuordnen. Welche kritischen Bereiche gibt es, die hier geregelt werden sollen?

→ Miteinander, Lernen, Organisation, Jausenpause,…

Auswahl der wichtigsten Regeln

Welche der hier genannten Regeln brauchen wir unbedingt?

Schüler/innen nennen und begründen ihre Auswahl. Die Notwendigkeit wird diskutiert und eine Höchstanzahl wird vereinbart. Die Kärtchen, die bisweilen noch keiner Kategorie zugeordnet werden konnten, werden nochmalig diskutiert, gestrichen oder bei Bedarf einer neuen Kategorie zugeordnet. Abschließend wird über die wichtigsten Regeln abgestimmt.

Verschriftlichung des Regelkatalogs

Die im demokratischen Prozess entstandenen Regeln werden auf einem Plakat gesammelt (Kärtchen aufkleben oder verschriftlichen) und für alle sichtbar und gut lesbar im Klassenraum veröffentlicht.

Alle Schülerinnen und Schüler, sowie die Lehrperson bestätigen die Richtigkeit und das Einvernehmen mit ihrer Unterschrift.

verfasst von Manuela Burtscher Ebner, erschienen in: Praxisreihe 31: Durchgängige sprachliche Bildung im Fach Deutsch am Übergang von der 4. in die 5. Schulstufe (oesz.at)

Literatur:

  • Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. (2018): ABC der Demokratiepädagogik, Berlin/Jena 2018.

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